Samstag, 24. April 2010

Out of Suburbia

Es ist ein friedlicher Nachmittag. Die Sonne hängt schon tief am Horizont. Wir laufen durch die Straßen der Neubausiedlung.

Alles ist sauber. Alles ist frisch. Die weiße Farbe der Häuser frisch getüncht. Noch nicht grau von der Witterung.

Vorhänge vor den Fenstern verhindern die Sicht ins Innere. Wer mag hier wohl wohnen? Kein Laut ist zu hören. Nur das Rauschen der nahen Autobahn.

Zwischen den Häusern sind noch freie Plätze. Sie haben Schilder aufgestellt, die uns einladend zurufen:"Möchtest du auch zu uns gehören!? Bau dir dein individuelles Fertighaus. Deine Kinder können mit unseren Kindern spielen und wir grillen im Sommer. Komm schon, neuer Nachbar."

Wir biegen ab auf den Feldweg. Die Strommasten ragen wie riesige Haarspangen aus der Landschaft.

Hinter uns klingelt es. Der Typ auf dem Fahrrad ist noch mindestens 50 Meter entfernt. Ich weiche aus an den äußeren Rand des Weges.

Schnell kommt er näher. Als er auf unserer Höhe ist hält er an. "Verdammte Scheiße, meine Finger sind in die Motorsäge gekommen." Er reckt den Arm hoch. Seine Finger hängen schlaff und blutig an der Hand.

Richtig traurig sieht er aber nicht aus. Jetzt lacht er sogar. "Ich muss schnell zum Doktor." Und schon fährt er weiter. "Viel Glück", rufe ich ihm noch hinterher. Wir sehen ihm noch lange nach. Bis seine Umrisse irgendwann in der Ferne verschwunden sind. Es ist ein friedlicher Nachmittag.